Kleine oder doch keine Unterschiede?

30.04.2024
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Gibt es überhaupt Unterschiede zwischen der Kosmetik für Frauen und der für Männer? Oder gibt es Gemeinsamkeiten? Das sind interessante und vor allen Dingen berechtigte Fragen. Denn gerade in der Zeit, in der sich traditionelle Geschlechterrollen auflösen, unterliegt auch die Schönheitspflege vielen Veränderungen.

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Dennoch gibt es nach wie vor einige – vielleicht subtile – Unterschiede zwischen Kosmetikprodukten, die für Frauen und Männer entwickelt werden. Und das ist gut und richtig so. Abgesehen von ästhetischen Empfindungen, die zum Beispiel die Gestaltung von kosmetischen Räumlichkeiten und die Verpackung kosmetischer Produkte betreffen, basieren die Unterschiede auf sehr spezifischen Hautpflegebedürfnissen. Die im Folgenden aufgeführten Unterschiede stellen natürlich allgemeine Trends dar und können, bzw. werden entsprechend den individuellen Hautsekretionstypen und den sich davon ableitenden Hautbedürfnissen variieren. 

Denn gezielte Hautpflege bedeutet letztlich die Abstimmung auf die spezifischen Merkmale einer Haut. Dies ist und bleibt der Schlüssel zu einer gesunden und gepflegten Haut, unabhängig vom Geschlecht. Bei den erwähnten Unterschieden geht es also letztlich um die „Feinheiten“ der Unterscheidung.

Unterscheidung Männerhaut und Frauenhaut

Hier finden sich insbesondere Unterschiede, die auf biologische, hormonelle und genetische Faktoren zurückzuführen sind:

  • Männer haben in der Regel eine dickere Haut als Frauen. Dies resultiert aus der unterschiedlichen Struktur der kollagenen Fasern. Die Kollagenstruktur ist bei Männern fester und weist eine höhere Kollagendichte auf. Bei dem Begriff „Kollagen“ handelt es sich um ein Protein, das für die Hautfestigkeit verantwortlich ist. Durch die dadurch dickere Haut sind Männer oft weniger anfällig für Faltenbildung.
  • Die Produktion der Talgdrüsen ist bei Männern im Gegensatz zu Frauen stärker und aktiver. Dadurch könnte sich der Vorteil gegenüber Frauen, die Hautdicke betreffend, wieder etwas relativieren. Denn die erhöhte Talgdrüsenproduktion führt oft zu einer etwas öligen Haut und dadurch oft zu Hautunreinheiten wie offenen und/oder geschlossenen Komedonen, Papeln und Pusteln.
  • Erheblich beeinflusst der Hormonhaushalt den Hautunterschied zwischen den Geschlechtern und damit die Hautbeschaffenheit. Hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus können ebenso wie Schwangerschaften und Menopause Einfluss bzw. Auswirkungen auf die Haut haben.
  • Der Alterungsprozess verläuft ebenfalls bei Männern und Frauen unterschiedlich. Gerade in den Wechseljahren neigen Frauen zu einem schnelleren Rückgang von Kollagen und damit zu einer Verminderung der Hautfestigkeit. Im Gegensatz dazu behalten Männer ihre dickere Haut oft etwas länger, und Zeichen der Hautalterung werden dadurch oft erst später sichtbar.
  • Eingewachsene Barthaare können bei Männern problematisch sein und zu Entzündungen – besonders im Halsbereich – führen. Schonendes Entfernen und Nachbehandlung sowie Prophylaxe mit speziellen Pflegemitteln sind hier Mittel der Wahl.

Aspekte wie Pflegegewohnheiten und Verwenden von Lichtschutz waren früher prägende Unterschiede zwischen Mann und Frau bei der Hautpflege. Dies hat sich allerdings in den letzten Jahren zunehmend geändert. Männer zeigen inzwischen meist ebensolches Interesse an der Pflege ihrer Haut wie Frauen. Dennoch können Unterschiede im Pflegeverhalten dazu führen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Hautbedürfnisse haben. 

So zeigen Studien, dass Männer durchschnittlich weniger Sonnen- bzw. Lichtschutzmittel verwenden und so häufiger von den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlen betroffen sind. Mögliche Folgen könnten vorzeitige Hautalterung und andere Hautprobleme sein.

Unterschiede Hautpflegeprodukte

Speziell in Verpackung und Vermarktung spiegelt sich die gezielte Ansprache der Zielgruppe wider und trägt dazu bei, Geschlechtsstereotypen zu bedienen. Im Bereich Make-up-Visagistik ist die eingangs erwähnte Auflösung traditioneller Geschlechterrollen hingegen besonders deutlich erkennbar. Make-up traditionell als „Frauensache“ zu betrachten, gilt nicht mehr. Viele Männer entdecken die Vorteile von Make-up für eine bessere Hauttextur und für ein selbstbewussteres Auftreten. Dennoch ist es sicher nach wie vor so, dass die Palette dekorativer Kosmetik bei Frauen größer ist als bei Männern. Wenn Männer sich auf Pflegeprodukte wie Concealer oder getönte Feuchtigkeitscreme beschränken, kommen bei den meisten Frauen mindestens Lippenstift und Lidschatten dazu.

Gesichtsbehandlung

Gemeinsamkeiten von Kosmetik

Trotz der vielfältigen Unterschiede zwischen Kosmetik für Männer und Frauen – die teilweise biologisch bedingt sind – gibt es aber auch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten. Ähnlich wie bei der Entwicklung, kosmetische Produkte nicht mehr unbedingt strikt in Tages- oder Nachtpflege einzuteilen, ist es auch hier. Diesem Umstand entsprechend werden viele Kosmetikprodukte geschlechtsneutral konzipiert:

  • Grundlegende Hautpflege: Unabhängig vom Geschlecht haben Männer und Frauen grundlegende Hautpflegebedürfnisse. Gesichtsreinigung, Feuchtigkeitspflege und Versorgung mit Lichtschutz sind dabei wichtige Elemente. Unstrittig relevant sowohl für den Mann als auch für die Frau.
  • Qualität und Wirksamkeit: Auch diese beiden Aspekte sind relevant für Mann und Frau. Qualität von Produkten und Wirksamkeit sind unabdingbare und geschlechterunabhängige Faktoren bei einer Kaufentscheidung. Sowohl Mann als auch Frau legen Wert auf nachgewiesene Ergebnisse.
  • Natürliche Inhaltsstoffe: Wachsendes Interesse und steigendes Bewusstsein für Umwelt und Gesundheit, führen dazu, dass viele Verbraucher, unabhängig vom Geschlecht, Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen bevorzugen. Deshalb sollte natürliche Kosmetik frei von schädlichen Chemikalien sein.
  • Anti-Aging: Die meisten Vertreter beider Geschlechter möchten gesund und jugendlich aussehen. Deshalb werden Anti-Aging-Produkte, die Falten reduzieren und die Haut straffen können, sowohl von Männern als auch von Frauen nachgefragt und gekauft. Variationen in der Formulierung dieser Produkte entsprechend den individuellen Hautbedürfnissen sind sinnvoll.
  • Personalisierung und Vielfalt: Wie in anderen Lebensbereichen auch werden von beiden Geschlechtern personalisierte Ansätze in Produkten sehr geschätzt, die sich verschiedenen Hautfarben und Texturen anpassen.
  • Minimalismus und Multifunktionalität: Ebenfalls für beide Geschlechter sind Kosmetikprodukte die einen minimalistischen Ansatz verfolgen, interessant. Gefragt sind effektive Produkte, die zum Beispiel Zeit sparen, weil sie mehrere Funktionen erfüllen. Diese Entwicklung ist nicht nur einem immer hektischer werdenden Lebensstil geschuldet, sie entspricht in ihrem minimalistischen Ansatz auch dem Skin-Empowerment-Prinzip.

Fazit

Bei den Kosmetikprodukten für Frauen und Männer finden sich – bedingt durch soziokulturelle Normen und durch biologische Unterschiede – vielschichtige Unterschiede. Sowohl Erkenntnisse als auch daraus resultierende Verhaltensweisen unterliegen Veränderungen. Menschen, egal ob Mann oder Frau, wählen ihre Hautpflegeprodukte entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben. Sowohl in der Pflege als auch im dekorativen Bereich. 

Durch die zunehmende Neutralität in der Schönheitspflege eröffnet sich Raum für innovative Produkte. Im Mittelpunkt steht der Mensch, Grenzen zwischen Geschlechtern verschwimmen. In der Beurteilung dieser Thematik lässt sich sagen, dass die Gemeinsamkeiten in der Kosmetik von Mann und Frau insbesondere in der Anerkennung gemeinsamer Bedürfnisse und Ansprüche liegen.

Hautpflegeprodukte für Männer und Frauen

1. Frauen: 
Haut: empfindlicher und anfälliger
Produkte mit Inhaltsstoffen zur Behandlung von feinen Linien und Fältchen, zum Beispiel Hyaluronsäure, Seidenproteine, Kollagen 
Duftpräferenzen: blumig, fruchtig, auch süßlich.
Verpackung/Marketing: feminine Farben, elegantes Design

2. Männer:
Haut: robuster und resistenter gegenüber Hautalterung 
Produkte: mit Inhaltsstoffen zur Hydratation und Stärkung der 
Hautelastizität, zum Beispiel Vitamin C und Glycerin. 
Duftpräferenzen: erdig, holzig, würzig
Verpackung/Marketing: maskulin, kräftige Farben, klare Linien

Foto: Waltraud Böhme

Waltraud Böhme 
Die Autorin ist Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Elite Fernakademie für Kosmetik und Wellness GmbH.
www.elite-fernakademie.de

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